Nur noch ein einziges Mal – Oder: Was würdest du dem Mann verzeihen, den du liebst?

Nur noch ein einziges Mal erschien bereits vor zwei Jahren bei dtv. Es ist das fünfte Buch von Colleen Hoover, das ich gelesen bzw. gehört habe und gehört jetzt schon zu einem meiner liebsten.

Doch worum geht es überhaupt?

Nur noch ein einziges Mal

Lily lernt Ryle kennen. Ryle macht gerade seine Facharztausbildung und macht von vornherein klar, dass er nur an Sex und nicht an einer Beziehung interessiert ist. Jedoch lässt ihn Lily nicht mehr los. Die beiden kommen zusammen und es könnte nicht besser laufen, denn auch Lily ist beruflich erfolgreich und schwer verliebt. Doch dann taucht Atlas, Lilys erste Liebe auf und die Fassade beginnt zu bröckeln.

Wichtig/Triggerwarnung

In diesem Buch wird häusliche Gewalt gegen Frauen thematisiert. Dementsprechend kann das Buch sowie diese Rezension triggern.

Die Charaktere aus Nur ein einziges Mal

Lily ist ein junge hübsche und selbstbewusste Frau. Sie zieht zu Beginn des Buches ihr eigenes Blumengeschäft auf, sie ist mit Herzblut dabei. Ihre Kindheit war durch Gewalt geprägt. Nicht gegen sie, aber ihr Vater hat ihre Mutter oft misshandelt. Lily war immer unverständlich, wieso ihre Mutter bei ihm geblieben ist und sie hat sie dafür immer verurteilt. Als Kind hatte sie keine richtigen Freunde, niemand durfte sie besuchen, da der Schein der gut bürgerlichen glücklichen Familie aufrecht erhalten werden musste. In Boston lebt sie ein besseres Leben und hat mit Ryles Schwester eine sehr gute Freundin.

Ryle ist ein gutaussehender junger Mann, der gerade seine Facharztausbildung macht. Er ist sehr erfolgsorientiert und geht keine festen Beziehungen ein, bis er Lily kennen lernt. Er ist sehr charmant und man verliebt sich genau wie Lily in ihn. Jedoch lernen wir dann auch seine andere Seite kennen.

Atlas ist Lilys erste Liebe. Er hat sich im leerstehenden Haus, das neben Lilys Elternhaus steht, versteckt. Er hat sich genauso in Lily verliebt. Allerdings kam er bei seinen Onkel in Boston unter und musste sie verlassen. Allerdings verspricht er ihr, dass er sie suchen würde, wenn sein Leben jemals gut genug für sie wäre. In Boston trifft Lily wieder auf ihn. Atlas ist ein toller Typ und ernsthaft um Lily besorgt.

Natürlich gibt es noch einige Nebencharaktere, wie Ryles Schwester sowie deren Mann und Lilys Mutter. Allesamt sympathische Charaktere.

Cover

Aber eins verspreche ich dir“, hat er gesagt. „Wenn mein Leben irgendwann gut genug für dich ist, dann mache ich mich auf die Suche nach dir, und vielleicht magst du mich dann ja noch.“

(Colleen Hoover 2017: Nur noch ein ein einziges Mal)

Fazit

Dieses Buch hatte es in sich! Ich war zuerst unsicher, ob ich Nur ein einziges Mal wirklich lesen bzw. hören sollte, da die Thematik alles andere als leichte Kost ist. Aber ich war neugierig, wie Colleen Hoover es umgesetzt hat. Meiner Meinung nach, ist ihr die Umsetzung gelungen.

Das Buch ist aus Lilys Sicht geschrieben und wir lernen mit ihr zusammen Ryle kennen. Den gutaussehenden und vor allem charmanten Ryle. Die beiden passen gut zusammen und man verliebt sich selbst ein klein wenig in ihn. In Rückblicken, die in Form von Tagebucheinträgen der 15jährigen Lily dargestellt werden, lernen wir Lilys erste Liebe Atlas kennen (und auch ihn schließt man sofort ins Herz) und auch, wie sehr Lily unter den Aussbrüchen ihres Vaters und Übergriffen auf ihre Mutter zu leiden hat. Lily sagt von sich selbst, dass ihr niemals so etwas passieren würde und sie sich niemals so etwas von einem Mann gefallen lassen würde. Als es dann doch passiert, ist man sprachlos. Sie vergibt Ryle und selbst als Leser möchte man ihm glauben, dass es nie wieder vorkommen wird. Aber natürlich bleibt es nicht bei diesem einen Mal.

Colleen Hoover hat es geschafft, die Situation von Lily nachvollziehbar darzustellen. Aus Sicht eines Dritten ist es immer leicht zu sagen, dass einem selbst so etwas nicht passieren würde und man sich direkt von einer Person lossagen würde, die einen so etwas antut. Aber so leicht ist es oftmals nun einmal nicht. Man hört nicht von heute auf morgen, auf einen Menschen zu lieben. Ich empfand Lilys Gedankengänge wirklich nachvollziehbar und auch ich hatte mehr als einmal einen Kloß im Hals und fragte mich, was ich wohl an ihrer Stelle tun würde.
Das Ende war hart, aber vor allem richtig. Und einen Lichtblick gab es auch noch.

Ich fand es toll, dass CoHo ihre Protagonistin sich selbst hat retten lassen und nicht á la damsel-in-distress einen Mann vorgeschickt hat.

Nur ein einziges Mal hat mich zum Schmunzeln, Lächeln, aber auch zum Nachdenken gebracht und mir auch ein paar Tränen in die Augen getrieben. Es ist fröhlich, romantisch und lebensbejahend, traurig und herzzerreißend und trotzdem schön.

Kurzum: ich bin froh es gehört zu haben. 5 von 5 Sternen.

Nach dem Epilog des Buches gibt es noch ein längeres Nachwort der Autorin zum Thema häusliche Gewalt und ihrer Inspiration für dieses Buch: ihre eigene Mutter. Das Nachwort hat mich sehr berührt und man sollte es definitiv nicht auslassen!

Und wie immer zum Schluss: Die Spoiler

!!! Spoiler !!!
Lily und Ryle heiraten kurzentschlossen in Vegas. Da war bereits nach dem ersten Übergriff.

Es gibt mehrere Übergriffe durch Ryle. Ryle hat als Kind seinen Bruder erschossen. Seine aggressiven Ausbrüche haben mit dem dadurch entstandenen Trauma zu tun.

Lilys Mutter sagt ihr, dass sich ihre Grenzen immer weiter verschoben haben und sie es immer bereut hat und sie nicht möchte, dass Lily dasselbe passiert.

Als Atlas sie nach dem letzten ins Krankenhaus bringt, kommt raus, dass sie schwanger ist. Sie behält das Kind. Ryle ist auf einer Weiterbildung in Groß Britannien und erfährt erst danach, dass er Vater wird.

Nach dem letzten Übergriff sagt sogar Ryles Schwester zu ihr, dass sie ihr nie verzeihen würde, wenn sie wieder mit Ryle zusammen kommen würde.

Das Buch endet damit, dass Lily ein Mädchen bekommt und sie vor allem für ihre Tochter die Reißleine zieht: sie möchte nicht, dass ihre Tochter ihren Vater hasst, so wie sie selbst es getan hat, also teilt sie ihm mit, dass sie die Scheidung will.

Der Epilog spielt 11 Monate später und sie trifft Atlas wieder, bevor sie ihre Tochter zu Ryle bringt. Atlas sagt ihr, dass er nun denkt, sein Leben sei gut genug für ihn und dass sie ihm Bescheid sagen solle, wenn sie bereit ist. Und sie ist bereit. Der englische Originaltitel von Nur ein einziges Mal lautet „It ends with us“ und passt wirklich sehr. Bevor sie Ryle mitteilt, dass sie die Scheidung will, sagt Lily (bzw. denkt), dass sie nicht eine Tochter großziehen möchte, die ihren Vater hasst, weil sie mitansehen muss, wie ihr Vater die Nerven verliert. Sie will dieses Verhaltensmuster durchbrechen.

Ein Gedanke zu „Nur noch ein einziges Mal – Oder: Was würdest du dem Mann verzeihen, den du liebst?“

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