Unter dem Titel Kleine Wunder um Mitternacht erscheint der von Keigo Higashino 2012 geschriebene Roman im April diesen Jahres nun auch in Deutschland. Auch hierbei handelt es sich wieder um ein Buch außerhalb der Genre, in denen wir uns normalerweise bewegen. Ich möchte nicht zu viel verraten, aber es hat sich gelohnt 🙂 . Dank einer Bloggeraktion vom Blanvalet Verlag / Limes Verlag durfte ich das Buch bereits vor Erscheinen lesen und ich möchte mich noch einmal herzlich dafür bedanken.
Worum geht es überhaupt?
Drei junge Einbrecher, die eine Nacht lang untertauchen müssen. Ein verlassener Laden, der aus der Zeit gefallen ist. Ein alter Mann, der mit Briefen das Schicksal der Menschen zum Guten wendet … Der neue Roman des japanischen Bestsellerautors!
Es ist kurz vor Mitternacht, als drei junge Einbrecher in einen verlassenen Gemischtwarenladen eindringen, um nach ihrem Raubzug unterzutauchen. Doch Atsuya, Shota und Kohei wird keine ruhige Stunde bis zum Morgengrauen gewährt: Ein Brief wird von außen durch einen Schlitz in den Laden geworfen, obwohl in der Dunkelheit vor der Tür kein Mensch zu sehen ist. Als ihn die erstaunten Kleinkriminellen öffnen, beginnt eine unglaubliche Geschichte, die eine Nacht lang das Leben unzähliger Menschen verändern wird – und eigentlich begann sie vor über dreißig Jahren, als ein weiser alter Mann mit seinen Worten kleine Wunder vollbringen konnte. (Klappentext)
Zum Buch
Kleine Wunder um Mitternacht spielt auf mehreren zeitlichen Ebenen (begonnen in den 70er Jahren bis ins Jahr 2012), die alle geschickt miteinander verbunden sind. Neben Shota, Atsuya und Kohei begleiten wir noch einige andere Personen, die wichtige Entscheidungen treffen müssen. Wie die Zeitebenen sind auch die Personen auf die ein oder andere Weise miteinander verbunden und bilden zum Schluss ein großes Ganzes.
Im Mittelpunkt der Ereignisse stehen Herr Namiya und sein Gemischtwarenladen. Die Briefe, mit denen alles beginnt, stammen aus dem Jahr 1979, sie erreichen Shota, Kohei und Atsuya jedoch im Jahr 2012. Wir haben hier eine Zeitreise ohne dass Personen in der Zeit reisen. Vielleicht kennt einer von euch den Film Das Haus am See? Dort haben wir einen vergleichbaren Ansatz.
Higashino hat einen flüssigen und anschaulichen Schreibstil – sofern ich das beurteilen kann. Wenn ich das richtig gelesen habe, ist die deutsche Übersetzung anhand der englischen Übersetzung entstanden. Das kann immer zu einer Änderung der Nuancen führen, muss es aber natürlich nicht. Für Kleine Wunder um Mitternacht gilt: die deutsche Übersetzung ist sehr schön geschrieben und liest sich wirklich gut.
Meine bescheidene Meinung
Wie bereits erwähnt gehört Kleine Wunder um Mitternacht nicht zu den Genres, in denen wir uns normalerweise bewegen. Ich bin ehrlich: ohne die Bloggeraktion hätte ich es vermutlich nie gelesen. Deswegen bin ich so dankbar, dass ich teilnehmen durfte. Denn ich habe das Lesen wirklich genossen. Ich mochte es kaum aus der Hand legen, weil man einfach wissen wollte, wie es mit wem weitergeht und wie das nun doch alles zusammen hängt. Es ist einfallsreich und überraschend. Higashino hat eine wundervolle kleine Welt erschaffen, mit sympathischen Charakteren, deren Probleme mich selbst beschäftigt haben. Ich habe oft darüber nachgedacht, was ich ihnen wohl geraten hätte. Herr Namiya, der alte Mann, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, anderen Leuten mit seinen Ratschlägen zu helfen, nimmt seine Verantwortung sehr ernst. Nie würde er einen halbherzigen Ratschlag erteilen. Herr Namiya ist mir während des Romans besonders ans Herz gewachsen.
Sehr gefallen haben mir die Briefe der Hilfesuchenden und Namiyas Antworten. Seit meiner Schwangerschaft letztes Jahr bin ich verdammt nah am Wasser gebaut. Und ich musste einige Male Tränchen wegblinzeln, sei es nun aus Trauer oder vor Freude. Aber auch Schmunzeln blieb nicht aus, besonders bei einigen Auslegungen der Antworten.
Ich wollte Kleine Wunder um Mitternacht gleichzeitig so schnell wie möglich lesen, weil es so schön war, aber am liebsten auch nie beenden – aus demselben Grund. Dieser Abschied fiel mir schwer, obwohl das Ende ein wirklich positives war.
Ich kann hier nur eine volle Leseempfehlung geben und 5 von 5 Sternen.
Übrigens: Aufgabe der Bloggeraktion war ein Brief an Herrn Namiya, entweder aus unserer Sicht oder aus Sicht der Charaktere. Ich habe mich für ersteres entschieden und hätte mir für das beschriebene Problem zur damaligen Zeit auch gerne einen so netten und durchdachten Ratschlag von Herrn Namiya gewünscht 🙂
Spoiler?
Ich war ehrlich gesagt etwas unsicher bezüglich der Spoiler. Davon mal abgesehen, dass diese bei diesem Buch unglaublich umfangreich wären, sollte man sich den Lesegenuss tatsächlich nicht damit versauen. Dieses Buch lebt unter anderem von seinen Überraschungen, deswegen verzichte ich hier auch einmalig auf die Angabe der Spoiler.