Never Too Close – Beste Freunde, etwas Humor und viel zu viel Drama

Never Too Close von Morgane Moncomble erschien Ende September bei LYX und ist der erste Roman der französischen Autorin. Das Erscheinen wurde ziemlich gehypt, also wollte ich mich selbst davon überzeugen, ob das Buch tatsächlich so gut ist, wie angepriesen.

Das Cover passt zu dem derzeitigen Cover-Trend bei New Adult Romanen, also aquarellig mit Goldprägung – ich finde es sehr hübsch und es passt in jedes Bücherregal.

Worum geht es in Never Too Close?

Never Too Close Cover

Die Kurzfassung: Violette ist 19 und Jungfrau. Aus Angst, sich bei ihrem ersten Mal zu doof anzustellen und es endlich hinter sich zu bringen, fragt sie ihren besten Freund Loan, mit ihr Sex zu haben. Natürlich klappt das alles nicht so reibungslos, wie anfangs gedacht.

Die Charaktere

Violette ist ein junges hübsches Mädchen mit schwarzem Humor und einer tollpatschigen Ader. Sie hat unter bestimmten Situationen mit Panikattacken zu kämpfen. Wenn sie nervös ist, redet sie gerne zu viel und sie ist eine wirklich sympathische Protagonistin. Violette hat den Wunsch normal zu sein und empfindet ihrer Jungfräulichkeit als Hindernis. Ihre tiefe Freundschaft zu Loan war bereits ihrem Exfreund ein Dorn im Auge.

Loan ist Feuerwehrmann, er wohnt zusammen mit Violette und einer Freundin von ihr (Zoé) in einer WG. Als Violette und er sich kennen gelernt hatten, war er noch mit Lucie zusammen, diese hat sich jedoch vor einigen Monaten von ihm getrennt. Loan ist durch und durch ein guter Mensch, ein toller Freund, der jedoch sehr verschlossen ist, wenn es um seine Familie geht. Er hat eine Narbe, die er jedoch vor jedem verbirgt. Man kann ihn einfach nicht nicht gern haben.

Die anderen Figuren werden mehr am Rande beleuchtet und ziemlich einfach in schwarz und weiß unterteilt…

Cover 2

Kritikpunkte

Dieser Abschnitt wird Dinge zu Never Too Close enthalten, die die Geschichte bereits etwas spoilern. Also am besten nur lesen, wenn ihr das Buch bereits gelesen habt oder ihr dem Hype kritisch gegenüber steht und euch kleine Spoiler nicht stören. Tatsächlich empfinde ich einen Kritikpunkt sogar als wichtig zu wissen, da man sich schnell etwas veräppelt fühlen kann, wenn man sich nur auf den Klappentext verlässt.

Der Roman beginnt damit, dass Violette einen jungen Mann namens Clément kennen lernt. Die beiden kommen zusammen und es kommt heraus, dass er ein Problem damit hätte, wenn sie noch Jungfrau wäre.

Zu Anfangs der Idee abgeneigt, ihre Jungfräulichkeit durch Loan zu verlieren, bringt sie Cléments Aussage, dass dies zu viel Verantwortung für ihn wäre, dazu, Loan doch danach zu fragen. Davon mal abgesehen, dass ich diese Entscheidung sowieso moralisch sehr verwerflich finde, ist es auf Grund ihrer familiären Vorgeschichte (Mini-Spoiler, der aber ziemlich schnell jedem klar sein dürfte beim Lesen: ihre Mutter hat ihren Vater betrogen) auch einfach total unrealistisch. Loan tatsächlich zu fragen, war eine totale Schnappsidee (der Klappentext sagt ja nur, dass sie ihre Jungfräulichkeit loswerden will, nicht, dass sie zu diesem Zeitpunkt einen Freund hat!) und es fällt mir schwer zu glauben, dass jemand mit gesundem Menschenverstand auch nur im Ansatz darüber nachdenken würde.

Dann wird relativ schnell klar, dass Clément ein mieser Typ mit schlechtem Charakter ist, wie bereits in anderen Rezensionen kritisiert: hier versucht uns die Autorin auf wenig subtile Weise so zu manipulieren, dass Loan noch mehr wie ein Heiliger wirkt.

Die erste Hälfte des Romans zieht sich etwas in die Länge, lässt sich aber dennoch gut lesen. Dann jedoch überschlagen sich die Ereignisse. Auf den letzten 150 Seiten kommt ein Drama nach dem nächsten, wobei jedes gefühlt in jeweils einem Kapitel direkt aufgelöst wird. Und mindestens die Hälfte dieser Dramen waren unnötig und es hätte dem Buch mehr als gut getan, sie einfach wegzulassen (Stichwort Ethan).

Fazit zu Never Too Close

Ich hatte wahrscheinlich zu hohe Erwartungen, die nicht erfüllt werden konnten. Violette ist zu Anfang eine wirklich sympathische Protagonistin, die mich durch ihre Entscheidungen jedoch nicht überzeugen konnte. Natürlich ist Loan toll, aber auch er rettet das Buch nicht mehr. Ich empfand auch seine Scham bzgl. der Brandnarbe etwas übertrieben.

Am schlimmsten jedoch waren die Dramen zum Ende hin. Es waren einfach übertrieben viele Schicksalsschläge, die den Roman nicht nur noch unrealistischer gemacht, sondern ihn auch ins Lächerliche gezogen haben.

Natürlich ist die Message, dass man sich bei einem Menschen, der einen wirklich liebt, nicht verstellen muss und man einfach man selbst sein kann, wichtig und auch schön. Aber die Mittel und Wege, die die Autorin gewählt hat, waren plump und übertrieben.

Mich hat das Buch emotional nicht abgeholt, es konnte mich nicht überzeugen. Allerdings las es sich leicht und schnell, von mir gibt es daher immer noch 2 von 5 Sternen.

Cover 3

Spoiler

Im Anschluss wie immer die Spoiler. Vieles davon kann man sich durch die Anspielungen schon denken. Auch kommt man darauf, wenn man überlegt, was wohl die abstruseste Idee wäre, um den Roman jetzt fortzuführen.

!!! Spoiler !!!
Violettes Mutter hat ihren Vater 10 Jahre lang betrogen und Violette wusste dies auch. Ihre Mutter hat ihr immer das Gefühl gegeben, sie wäre nicht normal und nicht gut genug, um ihre Tochter zu sein. Ihre Mutter hat sie und ihren Vater für eine andere Familie verlassen und eine zweite Tochter.

Loan hat eine große Brandnarbe, die seine Mutter, welche manisch depressiv (und derzeit unbehandelt ist) ist, mit einem Topf heißen Öls verursacht hat, als er elf war.

Loans Vater liebt nur seine Mutter, für seinen Sohn interessiert er sich nicht.

Ethan stirbt bei einem großen Feuer und einer Explosion.

Lucie hat Loan damals verlassen, weil sie dachte, er würde sie mit Violette betrügen. Nach sieben Monaten meldet sie sich wieder und will ihn zurück. Es kommt heraus, dass Lucie sich ein einziges Mal nach zwei Wochen gemeldet und Violette ihr gesagt hatte, dass Loan sie nichr mehr will.

Violette hat dank Clément ein Vorstellungsgespräch bei der Unterwäschemarke ihrer Träume. Nachdem sie sich getrennt hat, versaut Clément es ihr jedoch, indem er behauptet, sie würde Unterwäsche für Pornofilme designen. Geknickt nach dem Vorstellungsgespräch sieht sie zu Hause, wie Lucie und Loan sich küssen und verschwindet zu ihrem Vater nach Hause. Der Kuss war jedoch nur ein Abschiedskuss, beide lieben sich nicht mehr und haben Lebewohl gesagt.

Violette fängt woanders an, die beiden kommen natürlich zusammen.

Im Epilog erfahren wir, dass die beiden 5 Jahre später ein Kind erwarten.

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